Theaterprojekt 1995

Erinnerungen an das Stück

In der Presse

Plakat

Das Programmheft

Am Anfang hatten wir eine Zeitleiste ausgelegt, an der entlang man von 1995 bis 1945 ging. Auf dieser waren alle Kriege mit Datum vermerkt, die die Studierenden recherchiert hatte

Fotos von der Aufführung


Durch die Theaterarbeit an dem historischen Stoff angeregt, begannen die meisten Teilnehmenden, in ihren Familien nachzuforschen und nach persönlichen Erfahrungen und Schicksalen zu fragen. Sie waren dann auch bereit, der Gruppe Familieninterna mitzuteilen.

Hier einige Beipiele:

„Mein Großvater, der hatte Dreck am Stecken, aber der hat es immer geleugnet und geschwiegen und ist wütend geworden. Meine Großmutter, die wusste von nichts, die hat echt und total alles verdrängt.“

„Meine Mutter war sieben Monate alt, als die Deutschen das griechische Dorf anzündeten. Die Soldaten wollten das Baby, wie so viele andere Kinder auch, ins Feuer werfen. Doch ein Offizier griff ein und sagte: Werft sie nicht ins Feuer, sie gefällt mir. Ihr Name soll Elephteria – die Freiheit – sein.“

„Meine Großmutter hat erzählt, dass es bei uns so etwas ähnliches wie die ‚Familie Schmidt‘ gegeben hat. Einer von fünf Söhnen, der ein richtigher Draufgänger und Abenteurer war, dem war die chtistlich-pietistische Atmosphäre zu Hause zu langweilig. Schon Ende der 20er Jahre schloss er sich gegen den Widerstand der Eltern den Nazis an und wollte auch seinen kleinen Bruder mitnehmen. Das gab große Konflikte in der Familie. Er ging dann auch zur SS. Nach dem Krieg setzte er sich in den Westen ab und wurde so nie zur Verantwortung gezogen. Die Familie war immer sehr traurig und betroffen, er galt als das ‚schwarze Schaf‘, aber sie haben ihn nicht verraten.“

„Mein Großvater war als Bauer nur gegen Kriegsende für drei Wochen im Krieg. Als er sich durchschlug, um auf den Hof zurückzukommen zu seiner Frau und den Kindern, wurde er gefangen genommen und war dann zehn Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft in SIbirien.“

„Meine Mutter war in Berlin, da ging’s immer ‚rein in’n Keller – raus aus’m Keller‘. Das war ganz normal.“


L.O. Mosleys ‚Report from Germany‘, London 1945

Die inhaltliche Basis zu unserem historischen Bezugspunkt erarbeiteten wir zu Beginn mit einer Vielzahl an Materialien, Sachbüchern, literarischen Werken, Bildbänden und Videos zum Thema ‚Nationalsozialismus, Krieg und Kriegsende‘. Die Teilnehmenden konnten freien Gebrauch von dem Material machen. In der Probenarbeit schufen wir ein Medium und gleichzeitig eine Arena für die Bündelung solcher vermittelter Erfahrung und auch eventuell aus der eigenen Familie überlieferter Erinnerung in Gestalt der ‚Familie Schmidt‘. Ursprünglich in einem Buch unserer Quellenliteratur, in L.O. Mosleys ‚Report from Germany‘, London 1945, entdeckt, entwickelte sich diese Familie Schmidt zu einem äußerst fruchtbaren Feld unserer Improvisationen und zu einem Kern unserer Szenenfolge.

Videoprojekt 2020

… oder schreiben Sie in unser Gästebuch!